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Buchstaben im Kopf

zum Wettbewerb

Rebecca Spaunhorst

Die Welt applaudiert.

20. April 2024
29-40 Jahre

Wir schlagen morgens die Zeitung auf, öffnen ein Newsportal oder hören Gespräche zwischen Menschen im Vorbeigehen. 
Sie sind überall: Krisen. Es gibt auf der Welt nicht genug Raum für das Chaos, das die Menschheit bedeutet.

Täglich brechen Meldungen über uns ein, konfrontieren uns mit dem Zustand der Welt. Es ist kurz vor 12. Tick Tack. Tick Tack.
Wir suchen nach dem WARUM, wir stumpfen ab, wir relativieren und vor allem, lehnen wir die Verantwortung ab. Bei mehr als acht Milliarden Menschen auf der Welt kann sich doch jemand anders darum kümmern. 
Verwöhnt von einer Welt, in der wir Glück hatten, mit dem Ort an dem wir geboren wurden. Konnten entscheiden, nichts von all dem an uns heranzulassen. Wir belügen uns selbst über den Beitrag, den wir an der Bewältigung der Konflikte und an der Entstehung und dem Fortbestand der Probleme haben.

„Was für ein Anteil?“, fragst du? Ich weiß, Du kannst sicher nichts dafür. Schließlich bist Du rechtschaffend, Klimaheld:in, spendest zwar nicht deine Zeit oder Gedanken, aber einen Bruchteil deines Einkommens. Noch mehr kann doch niemand verlangen.

 Die Welt applaudiert Dir.

Es sind die anderen, die alles falsch machen. Und überhaupt, was sollst Du denn noch tun? Solange die Anderen noch schlimmer sind, hat es keinen Sinn, dass Du etwas änderst. DIE müssen erst einmal anfangen. DIE sind praktischerweise natürlich Fremde, die so weit weg von dir sind, dass du dir einreden kannst, dass du keinen Einfluss auf sie nehmen kannst.
Wir sind eine Gesellschaft von Extremen geworden. Extrem rechts, extrem links. Extrem unflexibel, extrem verurteilend und vor allem: Extrem unbeteiligt.

Die Demokratieverdrossenheit zeigt deutlich unser fehlendes Interesse an etwas Anderem, als der Ablehnung von Verantwortung. Hinterher gewusst haben zu wollen, dass der gegangene Weg der Falsche ist, ist einfacher, als Verantwortung für das eigene Leben und die Zukunft zu übernehmen.
Währenddessen rennen wir alle umher und suchen therapeutische Hilfe. Warum? Angst vor Kontrollverlust? Längst zu spät. Natürlich sind die Eltern schuld und die Gesellschaft und sowieso immer die Anderen. Warum auch nicht? Wo die Wahrheit doch so unbequem ist. Also machen wir weiter damit. Wir sind Mitläufer:innen, eingekuschelt in eine Medienblase, die unsere Einstellungen und unser Lebenskonzept bestätigt.

Aber was sollen wir auch tun? Die Anderen sind doch schuld!
Generationen mit unseren Möglichkeiten gab es noch nie. Schade, dass so wenige von uns etwas damit anzufangen wissen. Beruhigend, dass wir dafür sorgen, dass wir die Letzten sind.

Die Welt applaudiert uns. Es ist das Letzte, dass sie tut.

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