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Buchstaben im Kopf

zum Wettbewerb

Carl-Ludwig Reuss

Grashüpfer Luise und Frosch Lotte

13. März 2024
60+ Jahre

Auf der Wiese im Wiesental, da geschah es einmal, dass der kleine Grashüpfer Luise den kleinen Frosch Lotte traf. Der kleine Hüpfer Luise wohnt direkt in der Wiese und der Frosch Lotte wohnt im Wiesenbach in einem Wasserloch. Er wohnt dort aber nicht alleine, sondern auch noch mit seiner ganzen Familie.

Es war ein schöner Sommertag, so gegen Mittag, als die Sonne am höchsten stand und alle Lebewesen beglückt in den Tag hineinkrabbelten, hüpften und sprangen und fröhliche Lieder sangen und quakten. Volksscharen von Insekten, Fliegen und Ameisen und sonstige Tiere bewegten sich in dem Gras auf der Wiese. Luise ist ein wilder Hüpfer voller Lebensfreude und Abenteuerlust. Sie hat kein Familienleben und muss alleine durch die große Welt der Gräser ziehen. Hier gibt es zwar viele Verwandte von ihr, große und kleine, mit kurzen und langen Beinen.

So richtig lieb hat sie aber keiner. Ganz unangenehm sind die berühmt berüchtigten Heuschrecken. In dem Namen steckt schon das Wort „Schreck“. Die kommen nie alleine, sie sind immer nur in großen Mengen unterwegs und fressen alles, was grün aussieht. Sie sind eine richtige Plage. Solche Verwandtschaft möchte man gar nicht gerne haben.

Der Frosch Lotte ist neugierig auf die Welt und will wissen, was außerhalb des  Baches alles noch so lebt. Lotte springt  trotz aller Ermahnung der Froschmutti an Land und sucht einen Weg durch das hohe Gras. Aus ihrer Froschperspektive sind die Gräser riesig hoch, viel höher als Lotte hüpfen kann. „Du musst genau schauen wo du entlang hüpfst", sagt ihr die Mutter zum Abschied.  „Merke dir jeden Grashalm und jede Blume, sonst findest Du nicht zurück. Denke daran, um 17:00 Uhr ist Mücken- und Fliegenfangzeit. Dann musst Du zum Abendessen wieder zurück sein." Die flotte Lotte denkt: „ja, ja, weiß ich schon“. Sie hört nicht richtig hin und ist ganz schnell im hohen Gras verschwunden.

Zur selben Zeit springt der Grashüpfer Luise von Halm zu Halm. Auch sie will etwas in der großen blumigen Welt erleben. Die Sonne steht hoch am Himmel und wärmt die Erde und den zarten Körper von Luise. Wunderbare Gefühle  von Lebensfreude durchdringen sie. Ein leichter Wind bewegt die Gräser. Luise hängt an einem Halm und lässt sich schaukeln, bis ihr fast übel wird. Beim nächsten Sprung zu dem nächsten Halm kommt ein Windstoß. Luise verfehlt den Halm und fällt zum Boden. Nein, nicht direkt auf den Boden, sondern auf etwas kaltes Nasses, das sich auch noch bewegt.

Voller Schreck springt sie runter und sieht einen kleinen Frosch. "Du bist mir auf den Kopf gesprungen, du kleines braunes Monster," quakt Lotte. "Was bist Du denn für ein feuchtes Ungeheuer?“, fragt Luise ebenfalls. "Ich bin der Frosch Lotte und zurzeit auf Wanderschaft. Die Welt ist so schön bunt und voller Lebewesen, die ich noch nicht kenne." „Das trifft sich gut", sagt der Hüpfer, „ich bin auch auf Entdeckungsreise . Wir könnten ja gemeinsam durch die Wiesenwelt  hüpfen." So beschließen beide, eine „Hüpf- und Springgemeinschaft“ zu bilden.

Wenn Luise einmal hüpft, muss Lotte mindestens dreimal springen. „Das wird mir auf Dauer zu anstrengend,“ sagt Lotte nach 10 Minuten.,. „Lass uns eine Pause machen. Ich will dir mal von meiner Familie erzählen. Ich bin nur ein kleiner grüner Wasserfrosch unter den vielen kleinen und großen Fröschen in unserem schönen Wasserloch, und ich bin völlig unbedeutend in dieser weiten Welt der Gräser und Blumen und den mächtigen Wasserlöchern. Ganz unbedeutend nun auch wieder nicht, denn meine Familie liebt mich. Ich lebe mit meiner Mutter und vielen Geschwistern in dem sumpfigen Wiesengraben. Meinen Vater kenne ich leider nicht. Meine Mutter kennt ihn auch nicht. Das ist bei Fröschen so. Sie lieben sich kurzfristig und gehen dann getrennte, eigene  Wege." „Ja, ja, wir Grashüpfer haben auch viele Väter und nur eine Mutter," sagt Luise . Lotte sagt sehr weise: „Unter den Fröschen sind die Männer immer mit anderen Männern irgendwo unterwegs. Sie sitzen auf Seerosenblättern und quaken ganz laut und machen sich mächtig wichtig, sagt meine Mutter."

„Bei uns Grashüpfern machen die Männer abends schöne Musik. Sie wollen damit die Weibchen locken und sie zirpen Klänge mit wunderschönen Melodien. Durch das Reiben der Flügel und der Beine entstehen ganz besondere Töne. Besonders schön klingt es, wenn mein Onkel, die Feldgrille, vor einem Erdloch, in dem ein Weibchen wohnt, seine Liebeslieder spielt. Er kann sehr herzzerreißende,  unterschiedliche Töne machen. " „Ja, ja, diese Männer", sagt Lotte, „die machen bei uns ganz dicke Backen. Das sieht aus, wie eine Kaugummiblase, aber nicht vorne im Mund, sondern eine ist rechts und eine ist links an der Seite. Je größer die Blase, desto lauter ist der Ton. Je lauter der Ton, desto wichtiger kommen die Männer sich vor. Das soll die Frauen beeindrucken, sagt meine Mutter. Ich finde das aber nur blöd und hässlich. Vielleicht bin auch noch zu jung, um das zu verstehen. So sagen das meine großen  Brüder.“ Luise sinniert und sagt ganz klug und weise: „Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass die Männer sehr laut sind und mit viel Getöse um das Weibchen werben."

Eine tiefe Stimme, ein lautes Quack und gruseliges Oink lässt beide erschrecken. Die Erde bebt und eine große Kröte kommt gesprungen. So dicht, dass Lotte und Luise Angst haben, sie könnten unter dem massigen Körper erdrückt werden. „Was bist du für ein Wesen," fragt  Luise erschrocken und ganz schüchtern . „Ich bin eine Kröte und suche ein Weibchen. Irgendwo hier soll eine weibliche Kröte im Erdloch leben, wurde mir gestern erzählt. Kennt ihr die? Hallo, was sehe ich da,  was macht denn meine kleine Verwandte aus dem Feuchtgebiet hier auf der trockenen Wiese? Du bist doch meine kleine Nichte, die Lotte, der fröhliche Spring-ins-Feld. Du musst gut aufpassen, dass Du nicht trocken wirst. Du bist schließlich keine Kröte, so wie ich. Und was machst Du mit dem Grashüpfer ? Ist das deine Beute? Ich habe Grashüpfer zum Fressen gern. Ich will sie dir nicht wegnehmen. Aber wenn die Kleine Dir gehört, dann sollst du sie auch behalten." Luise zittert am ganzen Leibe vor Angst und kriecht unter den Frosch Lotte. Dort ist es zwar feucht, aber sie fühlt sich gut geborgen und beschützt. „Nein, die Krötenfrau haben wir nie gesehen. Ich kenne nur ein großes  Mauseloch. Da bin schon mal reingefallen, " sagt Lotte. „Nichts für Ungut", grunzt die Kröte und macht einen mächtigen Satz, über beide hinweg, sodass die Gräser sich verbiegen und die Erde bei ihrer Landung in weiter Ferne erbebt.

Fort ist das Ungeheuer  und Luise und Lotte wollen gerade ihren Weg fortsetzen, da hören Sie eine piepsige Stimme. "Hat hier jemand nach mir gerufen und von meinem Mauseloch gesprochen?" fragt eine kleine graue Feldmaus. "Darf ich mich vorstellen, ich bin Friedericke, die Feldmaus und was macht ihr hier?" „Wo kommst Du denn so plötzlich her?“ fragt Luise. „Ich wohne hier gleich nebenan bei der gelben Blume,“ sagt Friedericke. „Ich muss noch Vorrat für mein Abendessen besorgen. Ich bin auf der Suche nach Samen und Nüssen. Ich bin nämlich Vegetarierin. Das ist euer Glück, denn meine Familie frisst alle Insekten, Grashüpfer und kleine Frösche. Passt also gut auf, dass euch niemand aus meinem Mäuse-Clan sieht. Ich garantiere dann für nichts, und ich kann euch auch nicht helfen. Seit gewarnt und vorsichtig." „Das ist ja super,“ sagt Luise,  „ich bin auch Vegetarier und lebe von Grassamen und den zarten Spitzen der Gräser.

Alle Vegetarier im Wiesengrund vereinigt euch! Nieder mit den Fleischfressern“,  ruft Luise ganz kämpferisch. „Das ist unfair, das darf man nicht fordern“. Ruft eine Stimme aus dem Strauch rechts von dem Frosch. „Wir Fleischfresser haben auch ein Recht auf unser Leben und eine wichtige Aufgabe in der Natur“.

Vor lauter Schreck über die laute Stimme duckt Lotte sich ins tiefe Gras und zittert am ganzen Leib vor Angst. Luise ist da mutiger und ruft: „komm raus du Feigling und zeige Dich“! Die unbekannte Stimme ruft: „schau her, ich sitze auf einem Blatt von dem Strauch neben euch. Ich bin ein Marienkäfer und muss hier hart arbeiten und viele Blattläuse fressen. Die Läuse stechen mit ihrem Rüssel in die Blätter und saugen die lebenswichtige Flüssigkeit raus. Wenn es zu viele sind wird der Strauch krank. Wir Fleischfresser erfüllen also eine wichtige Aufgabe in dem Wiesental. Ich gehöre zu der Schutzgemeinschaft „Rettet das Wiesental“. Wir haben alle eine rote Jacke an. Dadurch sind wir gut erkennbar“.

 Die Maus lässt sich nicht von dem Gespräch mit dem Marienkäfer irritieren und setzt ihre Beschreibung des Weges fort: „Wenn ihr jetzt nach rechts in Richtung Sumpf geht, seid ihr in Sicherheit,“ sagt Friedericke. „Mäuse mögen kein Wasser. Nur meine Tante, die Wasserspitzmaus, die kann schwimmen wie eine Wasserratte, aber die lebt hier nicht."

Inzwischen sinkt die Sonne am Horizont in Richtung vier Uhr. Das ist das Signal für Lotte, sich an den Heimweg zu machen. Lotte sagt zu Luise: „ich muss zurück zum Wasserloch. Es ist gleich "Insektenfangzeit", dann muss ich zuhause sein, es gibt sonst Ärger und Mutter macht sich Sorgen. Liebe Luise kannst du mal auf die hohe Blume springen und mir den Weg zeigen?"

„Sehr gerne doch. Ich begleite Dich bis zu dem Wasserloch, schließlich habe ich den Überblick von oben und ich bin neugierig auf deine Familie. Du hast wirklich  großes Glück, dass Deine Mutter sich so gut um dich sorgt. Meiner Mutter ist es völlig egal, was ich mache und  wo ich bin. Es ist bestimmt schön, eine Familie und ein Zuhause zu haben. Ich muss mir jede Nacht eine andere Unterkunft unter schützenden Grasbüscheln suchen." „Das tut mir leid, für dich", sagt Lotte. "Ich würde dich gerne mit zu meiner Familie einladen, aber das ist wirklich völlig unmöglich". Wir wohnen im Wasser und die meisten meiner Verwandten sind Insekten und Grashüpfer-Fresser.“ „Schade, vielleicht sehen wir uns dann Morgen im Wiesengrund wieder“, sagt Luise „Lass dich nicht vom Vogel fressen, gehe den Mäusen aus dem Weg und bleib gesund. Bis bald Luise, ich habe dich sehr gern. Schlaf gut  und vergiss deine Freundin Lotte nicht. Morgen um 11:00 Uhr bin ich an der weißen Blume,  der Margerite, weißt Du welche ich meine? Kommst du auch dorthin?“

Luise ist mit einem mächtigen Hüpfer im hohen Gras verschwunden. "Hoffentlich hat Luise das noch gehört“, denkt Lotte. Die Nacht bricht ein, es wird dunkel. Die männlichen Frösche quaken um die Wette, als gäbe es etwas zu gewinnen. Jeder will der beste Bläser und Trompeter sein. „Wie soll ich bei diesem Lärm schlafen? „ denkt Lotte. Es wird dunkler und dunkler und die Töne der Männer werden immer schlapper und immer schlapper. „Ich freue mich auf Morgen. Jeder Tag ist ein neues, schönes Leben“,  sagt Lotte zu sich selbst. Ihre Augenlieder werden schwer und schwerer bis sie endlich zufallen. Lotte schläft ein und sie hat beim Einschlafen noch viele gute Gedanken an einen besonderen, erlebnisreichen Tag mit Luise.

 

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